Einleitung
In einem sind wir uns sicher einig: Das erste, eigene Business aufzubauen, kann schon herausfordernd sein. Tja, und dann gibt es so Menschen wie dich und mich, bei denen es nicht bei diesem einen Business bleibt. Da wacht man eines Morgens nach einer kreativen Late-Night-Session auf und „Ups!“ – Plötzlich ist da ein zweites Business.
Und da stehst du dann, selbstständig mit zwei Unternehmen und der Frage: Wie wirst du dem nun gerecht? Geht das überhaupt?
Vielleicht spielst du gerade auch mit dem Gedanken, dir ein zweites Standbein aufzubauen? Dann kannst du jetzt ein paar ehrliche Insights mitnehmen, wie es bei mir zu diesen zwei Unternehmen kam und welche Herausforderungen ich dadurch regelmäßig habe.
Mein Weg in die Selbstständigkeit
Fangen wir mal von vorne an: Ich bin Michaela, 29 Jahre jung und irgendwie immer schon selbstständig. Früher mit einem Wischi-Waschi-Business, heute mit zwei Unternehmen.
Mein Weg in die Selbstständigkeit begann bereits neben meinem Design-Studium. Schon während der Uni-Zeit, wo andere ihre Freizeit gern mit Partys und Freunde treffen verbrachten, habe ich meine ersten Erfahrungen in meinem Fotografie-Business gesammelt. Und so kam es, dass ich nach dem Abschluss meines Studiums beschlossen habe, dem „Ding mit der Selbstständigkeit“ eine Chance zu geben. Das ist mittlerweile ein paar Jährchen her, denn seit 2021 bin ich nun Vollzeit selbstständig als Hundefotografin mit meinen „Hyggestories“. Und ja, diese Arbeit erfüllt mich bis heute sehr – und dennoch blieb es nicht „nur“ dabei.
Selbstständig mit zwei Unternehmen – Wie kommt’s?
Tja, was soll ich sagen? Ich bin halt ein Mensch mit vielen Leidenschaften, und das wurde mir tatsächlich schnell klar. Bereits nach einem halben Jahr als Hundefotografin habe ich angefangen, Weiterbildungsangebote in Form von Workshops und Live-Webinaren für gleichgesinnte Fotograf*innen anzubieten.
Da habe ich schnell gemerkt: Ich habe mehr auf dem Kasten, als „nur“ zu fotografieren. Ja, irgendwie spürte ich durch die Selbstständigkeit einfach sofort, dass ich in so vielen Bereichen etwas bewegen konnte. Nicht nur für meine Privatkund*innen, sondern auch für andere Selbstständige im B2B-Bereich.
So führte eins zum anderen und plötzlich war ich nicht mehr nur Hundefotografin, sondern auch im Bereich Brand Strategie und Webdesign für andere Selbstständige tätig. So entstand auch irgendwann sehr spontan mein gemeinsamer Podcast „Hygge meets Business“ – mit meiner Freundin und Kollegin Anna Rennhofer.
Vom „Wischi-Waschi-Business“ zu zwei eigenen Unternehmen
Kurz zusammengefasst kann ich heute sagen: Ja, ich habe in meinen ersten Jahren als Selbstständige einfach jede Chance wahrgenommen und „einfach gemacht“ – ohne großartig über irgendwas nachzudenken. Das hat auch einige Zeit lang für mich funktioniert (deutlich länger, als ich heute manchmal verstehen kann).
Bis zu dem Moment, wo ich gemerkt habe, dass ich für einen jungen Menschen ganz schön viel arbeite und keine richtige Freizeit mehr habe. Das war auch der Moment, wo ich mir Zeit genommen habe, um Klarheit in das Chaos zu bringen und die zwei Unternehmen strikt zu trennen. Sodass ich ab diesem Moment jedes Business als „Eigenes“ gedacht und behandelt habe.
Das wiederum brachte aber auch neue Herausforderungen mit sich. Denn diese strikte Trennung hieß im Umkehrschluss auch: zwei getrennte Zielgruppen zu bedienen, zwei eigenständige Marketingstrategien zu fahren und für richtig gutes Zeitmanagement zu sorgen, damit ich beidem gerecht werde.
Mein Alltag heute – Selbstständig mit zwei Unternehmen
Wo ich am Anfang heillos überfordert war mit dieser klaren Trennung und zu Beginn einfach nur doppelt so viel Arbeit gesehen habe, hab ich mittlerweile gelernt, dass alles mit einer guten Planung steht oder fällt. Und so habe ich Stück für Stück mehr Strukturen aufgebaut und viel ausprobiert, wie ich in beiden Unternehmen am besten funktionieren kann, sodass es mich erfüllt.
Hier kommen meine Top 4 „Must-Haves“, die mir persönlich geholfen haben, mehr Struktur in meinen Alltag zu bekommen:
1. Fixe Zeiten zum Organisieren, Planen und Reflektieren
Montagmorgen ist beispielsweise mittlerweile mein persönlicher „Organisations-Montag“, wie ich ihn liebevoll nenne. Um montags eben nicht direkt in Stress und Panik zu verfallen, hilft es mir extrem, mir den halben Tag Zeit zu nehmen, um alles in kleine Portionen und Mini-Ziele zu planen, das Fokusziel für die Woche festzulegen und meine Zeitblöcke nach Prioritäten und Deadlines einzutragen. Ende der Woche, meistens am Freitag, nehme ich mir dann außerdem ein paar Minuten Zeit, um zu reflektieren, was gut lief, was weniger gut lief – was ich abhaken konnte und wo es noch etwas Zeit in der nächsten Woche braucht.
2. Priorisierung ist essenziell, Loslassen von manchen „Zielen“ aber auch
Klar ist: Wenn eine Webseite fertig werden muss und eine konkrete Deadline vorliegt, hat das in meiner Planung Vorrang und wird priorisiert. Andererseits gibt es oft Dinge, die dann dafür etwas länger dauern, und das ist okay. Zu lernen, dass ich mir größere Zeitpuffer für Projekte einplanen muss, um mich nicht selbst in Stress-Situationen zu bringen, war zum Beispiel mega wichtig. Genauso aber auch, mich nicht zu verurteilen, wenn ich mal „warum auch immer“ eine interne Deadline nicht einhalten konnte.
Ja, das bewusste Loslassen von manchen Zielen ist essenziell wichtig in meinen Augen, wenn wir von Priorisierung reden.
3. Vorab festlegen, wann was stattfinden kann
Das sieht zum Beispiel so aus: Montage gehören immer meiner Planung, Organisation sowie Buchhaltung. Wichtige Mails werden beantwortet, Rechnungen geschrieben usw. Mittwochs steht dafür immer ein halber Tag für Marketing im Kalender – den ich für das nutzen kann, was aktuell am wichtigsten ist. Kennenlerncalls finden grundsätzlich nur in einem vorgegebenen Zeitfenster statt. Der Rest der Woche wird je nach Prioritäten eingeteilt.
4. Abende und Wochenenden gehören mir!
Früher habe ich alles sofort erledigen wollen, heute weiß ich: Regelmäßig Feierabend zu machen und ein freies Wochenende zu haben ist kein Luxus, sondern notwendig. Ich nehme mir jetzt viel bewusster Zeit für mich und halte diese Pausen auch ein, weil ich weiß, dass ich nur dann langfristig kreativ und produktiv bleiben kann.
Und trotzdem – so gut ich auch plane, gibt es immer wieder Wochen, in denen ich merke: „Wow, das war jetzt ganz schön „viel“ und eine echte Challenge.“ Genau diese Momente sind aber meiner Meinung nach wichtig, sich nicht an einen starren Plan zu klammern, sondern genau dann bewusst Freiräume für sich selbst zu schaffen, um auch mal durchzuatmen, wenn’s grad zu viel wird. Und diese Freiräume kann ich mittlerweile auch schaffen, weil ich eben prinzipiell mit genügend Zeitpuffer plane.
Meine größte Herausforderung
Der ganze Marketing-Kram ist in meinen Augen mit Abstand meine größte Challenge. Und vermutlich auch das, was ich als Erstes auslagern werde, sobald mir das möglich ist.
Warum? Weil jedes Business eine komplett unterschiedliche Zielgruppe anspricht und somit eine eigene Strategie braucht. Dass das also auch doppelte Arbeit ist, versteht sich von selbst. Ich kann nicht einfach die gleiche Marketingstrategie für beide Unternehmen verwenden – denn was für meine Fotografie funktioniert, bringt mir im Design-Business nichts. (Artikeltipp: Den richtigen Marketingkanal finden)
Kurz & Knapp: Zeitmanagement, vorausschauend planen und bei beiden Unternehmen marketingtechnisch dranzubleiben, ist hier definitiv das A und O – sonst bleibt früher oder später ein Business auf der Strecke.
Fazit
Ganz ehrlich? Rückblickend würde ich sagen: Es hätte mir gutgetan, etwas länger die Füße stillzuhalten und mich nur auf ein Business zu fokussieren. Aber ich weiß eben auch, wie es ist, ein Mensch mit vielen Leidenschaften zu sein. Ja, es ist verlockend, gleich alles zu machen. Aber ohne finanzielle Stabilität wird das zweite Business eine Mammutaufgabe. Deshalb wäre mein Rat heute:
1. Konzentriere dich (erstmal) auf ein Business.
Und priorisiere das, was dich wirklich voranbringt und dir eine solide Basis schafft, sodass du darauf aufbauend ein zweites Business „relativ stressfrei“ gründen kannst.
2. Ziehe von Anfang an klare Grenzen zwischen deinem privaten und beruflichen Leben.
Regelmäßige Mittagspausen, Feierabend zu einer „normal-sterblichen“ Zeit und zwei freie Tage die Woche waren für mich die ersten Jahre in meiner Selbstständigkeit irgendwie nicht mal eine Option. Heute weiß ich: Das war ein großer Fehler. Deshalb: Achte auf dich, tracke deine Arbeitszeiten und räum dir mindestens zwei Tage pro Woche ein, an denen du wirklich nicht arbeitest, sondern dich erholst und deinen Hobbys nachgehst. Dieser Ausgleich ist einfach so wichtig und die Zeit, die du ansonsten auch hier in dein Business steckst, kriegst du einfach nie wieder zurück.
3. Sorge dafür, dass dein Marketing läuft.
Und zwar dauerhaft, ohne dass du dich jeden Tag von Neuem dran setzen musst, denn dann ist das das Erste, was runterfällt, wenn (mehr) Aufträge reinkommen. Also schau, welches Pensum du an Marketing-Maßnahmen langfristig halten kannst und dann – bleib dran. Dann funktioniert das auch – mit mehreren Standbeinen.
In diesem Sinne:
Viel Erfolg – und vor allem Spaß bei allem, was du vorhast!
Deine Michaela